Während andere Kinder in der Hamburger Neustadt draußen spielten, musste sie trotz ihrer Einschränkung schon als junges Mädchen zum Lebensunterhalt beitragen.
Den Erzählungen nach kaufte sie den Matrosen im Hafen frische Zitronen ab, um dann mit dem Ausruf „Zitroon, Zitroon, frische Zitroon“ durch die Straßen zu ziehen und sie zu verkaufen.
Schon als Kind wurde Henriette Müller oft verspottet und auch als erwachsene Frau bekam sie die hässlichen Charakterzüge vieler Hamburger fast täglich zu spüren. Ihr kleinwüchsiges Erscheinungsbild mit einer Körpergröße von rund 1,30 Metern, der geistige Entwicklungsstand und ein merkwürdiger Kleidungsstil verleitete viele Menschen dazu, sich über die im Stadtbild als Zitronenjette bekannte Henriette abfallend lustig zu machen.
Wenn sie ihre Zitronen abends auf St. Pauli verkaufte, spendierten ihr Kneipengäste häufiger Schnaps, denn angetrunken soll sie zur Belustigung der Spottenden oft deftige Lieder gesungen haben. Im späteren Verlauf ihres Lebens wurde Henriette Müller alkoholkrank und in die „Irrenanstalt Friedrichsberg“ eingewiesen, in der sie bis zu ihrem Tod lebte.
Dem Glauben vieler Menschen nach soll es Glück bringen, Zitronenjette am Denkmal die Hand zu reichen. Glück, was sie in ihrem Leben wahrlich nicht hatte.
Das Denkmal wurde 1986 vom Bildhauer Hansjörg Wagner geschaffen, der im Mai 2013 verstarb.
Auf einer Tafel unter dem Denkmal ist in Plattdeutsch zu lesen:
„Dien Leben wer suur as de Zitroonen, sall sick dat Erinnern an di lohnen? Dien Schiksol wiest op all de Lüüd, for de dat Glück het gor keen Tiet“
(Dein Leben war sauer wie die Zitronen, soll sich das Erinnern an dich lohnen? Dein Schicksal weist auf all die Leute, für die das Glück gar keine Zeit hat.)
Seit 2001 befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein „Garten der Frauen“, wo an bedeutende Frauen der Hamburger Geschichte erinnert wird. Zum Gedenken an Johanne Henriette Marie Müller wurde dort ein Erinnerungsstein aufgestellt.
- Garten der Frauen e.V. -externe Website-